Reviews
Thomas Schädlich
@ Brouwerij Frontaal Breda4 years ago
4.8
Beim Deerhunter handelt es sich um ein zum aktuellen Zeitpunkt 3 Jahre altes RIS, das als "Blend" bezeichnet wird, obwohl diese Bezeichnung nicht näher erklärt wird. Naheliegendes Indiz ist die Verwendung von 7 verschiedenen Malzen, inklusive Hafer (#haferlove) und Weizen. Das MHD ist mit 18.05.22 angegeben, was mir in Bezug auf den Alkoholgehalt von 13,5 % überraschend knapp erscheint, aber sicherlich juristische Hintergründe hat. Aber zurück zum Inhalt des Glases:
Die Optik ist erstmal klassisch Imperial Stout: schwarz wie die Nacht, feiner, tiefbrauner Schaum. Der baut sich aber ziemlich schnell ab und hinterlässt nur einen feinen Ring auf der Oberfläche.
Anstatt zu fragen, wonach es riecht, muss man hier fragen, wonach es nicht riecht - es ist eine wahre Duftbombe. Ich sondiere Haselnuss, Eiche, Rosinen, Rotwein, Kakao, Erde... Der Wahnsinn! Na los - nun endlich zum ersten Schluck:
Beginnen wir beim Volumen. Es ist von Anfang an cremig und vollmundig, aber das ist nur der Anfang. Es wird noch schaumiger, es wird noch voluminöser. Man kann auch etwas kauen, um das Erlebnis zu verstärken. Aber was bringt das Volumen, wenn der Geschmack außen vor bleibt?
Der Geschmack ist grundsätzlich schokoladig. Der hohe Alkoholgehalt ist spürbar omnipräsent. Etwas Holziges liegt im Hintergrund, es wird sogar etwas scharf, aber nur ganz weit entfernt. Tatsächlich tue ich mich schwer, geschmacklich ebenso viel Varianz zu erkennen wie olfaktorisch. Hier verschwimmen die Noten durchaus. Trotzdem ist es leicht zu genießen - vielleicht ist gerade das der Sinn der Sache. Sollten wir nicht genießen statt analysieren?
Sei's drum, für philosophische Fragen ist später Zeit. Mein Fazit: Ein Erlebnis. Es ist unperfekt, aber Ecken und Kanten gehören zum Leben dazu.